Vogelsbergkreis. „Nicht Angst machen, sondern stärken“, so fasst Swantje Wahl aus Lauterbach das zusammen, was sie den Dritt- und Viertklässlern in Vogelsberger Grundschulen vermitteln möchte. Sie wurde zusammen mit Claudia Hank (Wartenberg) und Anne Wenzl (Storndorf) durch den Verein „Schule machen ohne Gewalt (SMOG)“ als Trainerin für das Präventionsprojekt „Nicht mit mir“ ausgebildet. Alle drei Frauen haben bereits an Grundschulen im Vogelsbergkreis unterrichtet.
„SMOG“-Vorsitzender Erwin Maisch (Fulda) stellt bei einem Besuch in der LA-Redaktion zusammen mit den drei Trainerinnen vor, worum es bei „Nicht mit mir“ geht. 2002 wurde der Verein mit seinen Zielsetzungen gegründet. Damals war Erwin Maisch noch Leitender Polizeidirektor im Polizeipräsidium Osthessen. Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, intensive Präventionsarbeit zu leisten, ein weltweites, web-basiertes mehrsprachiges Training für Grundschüler aufzubauen, aber durch Maßnahmen der Intervention eine erhöhte Effizienz zu erreichen und durch Öffentlichkeitsarbeit mehr Aufmerksamkeit auf Gewalt- und Suchtprävention zu lenken. „Nicht mit mir“ sei ein von „SMOG“ entwickeltes Selbstbehauptungstraining für Grundschulkinder ab der dritten Klasse. Es habe die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstbehauptung, Wahrnehmung von und Verhalten in angstmachenden Situationen, das Erlernen vom richtigen Helfen und Hilfe holen sowie den Umgang mit Internet zum Inhalt. Es vermittle auch Distanzverhalten im Bereich sexueller Gewalt und Sucht. Und Maisch unterstreicht, dass das Projekt durch die Goethe-Universität Frankfurt mit sehr guten Ergebnissen wissenschaftlich evaluiert sei. Pro Jahr, so erläuterte Erwin Maisch, würden durch „SMOG“ mit diesem Programm 100 bis 150 Schulklassen ausgebildet. Das Seminar bestehe aus viermal zwei Unterrichtseinheiten sowie einem vorgeschalteten Elternabend. „Das Angebot ist für die Schulen kostenfrei. Wir erwarten aber, dass sich die Schule ab dem zweiten Jahr als Mitglied (30,-€ Jahresbeitrag) bei uns anmeldet. Damit wollen wir eine engere Bindung mit der Schule aufbauen und erhalten“ , erläutert Maisch.
Nachdem ein Referent aus Lauterbach verstorben sei, habe es im Vogelsbergkreis keinen entsprechenden Seminartrainer mehr gegeben, doch dann habe der Verein die besagten drei jungen Frauen dafür gewinnen können, sich entsprechend ausbilden zu lassen und dieses Projekt an Vogelsberger Grundschulen durchzuführen. „Das war eine sehr kompetente Ausbildung“, lobt Swantje Wahl. Nach der Ausbildung habe sie zunächst noch der erfahrene Trainer Matthias Herr begleitet. Mittlerweile können sie ihre Aufgaben selbstständig durchführen. Auch regelmäßige Fortbildungen gebe es für die Trainerinnen, aktuell zu den Themen „Hate Speech“ und „Fake News“. Nach dem Seminar werden die Trainerinnen abschließend von den jeweiligen Klassenlehrern bewertet. Die Bewertungsbogen werden bei „SMOG“ ausgewertet. Die Trainerinnen erhalten für ihren Einsatz eine Aufwandsentschädigung durch „SMOG“.
Finanziell werde das Projekt durch die Volksbank Lauterbach-Schlitz, die Rhönenergie, die Firma Heissner und die Firma Bauart sowie durch den Rotary Club Lauterbach-Schlitz unterstützt.
Allen Referentinnen macht es Spaß, mit den Kindern zu arbeiten, wie sie versichern. „Wir wollen die Kinder stärken und ihnen Selbstbewusstsein geben“, so Claudia Hank. Das ganze funktioniert nicht im Stile eines Frontalunterrichts, sondern spielerisch: Die Kinder gehen anhand von Rollenspielen verschiedene Situationen durch, wobei ihnen ein Hausaufgabenheft als Begleitmaterial an die Hand gegeben wird, damit sie nicht vergessen, was sie trainiert haben. Dabei geht es um verschiedene Themenkomplexe: Wie kann ich feststellen, mit wem ich es zu tun habe? Worauf muss man im Internet und in sozialen Netzwerken achten? Was tun, wenn einem ein Autofahrer anspricht? Mit wem kann ich im Auto mitfahren und unter welchen Voraussetzungen? Von guten und schlechten Gefühlen. Ich werde angesprochen und belästigt. Ich hole Hilfe. Ich bin allein zu Hause und es klingelt an der Haustür. Am Baggersee taucht ein Exhibitionist auf.
„Es wäre schön, wenn sich möglichst viele Grundschulen bei uns melden würden. Aus unserer Erfahrung bleiben alle dabei, wenn sie das Seminar einmal erlebt haben. Es hilft den Kindern und steigert das schulische Angebot der Schulen“, freut sich Maisch auf Anfragen.
Interessierte Grundschulen können das Projekt „Nicht mit mir“ kostenfrei anfordern bei SMOG e.V., Schlossbergweg 4, 36286 Neuenstein, Telefon 06677-918211, Fax 06677-918575, E-Mail: l.balzereit@smogline.de
Schäfer