Am 05.12.2018 fand im Rathaussaal der Stadt Rotenburg a. d. Fulda in Kooperation mit der Medienplattform „Netw@ys“, einem Zusammenschluss medienpädagogischer Akteure im Landkreis Herzfeld-Rotenburg, ein Blick in die Zukunft statt. Peter Holnick vom Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen führte in seinem 1,5 Stündigen Vortrag mit dem Titel „#Zukunft – Unterwegs in digitalen Lebenswelten“ vor mehr als 40 Gästen, darunter auch der Bürgermeister der Stadt Rotenburg a. d. Fulda, Herr Grunwald, aus, welche Bedeutung Medienkompetenz in einer überwiegend von der Unterhaltungsindustrie geprägten Wahrnehmung hat und was dies für die Zukunft bedeutet.
„Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts!“ – mit dem diesem Start in eine höchst umfangreiche wie spannende Thematik zeigte Peter Holnick mit aller Ernsthaftigkeit und zugleich einem Augenzwinkern auf, welch großen Stellenwert heute das „drin sein“ in der virtuellen Welt einnimmt.
Durch den Druck, Teil einer mittlerweile untrennbar miteinander verbundenen realen und virtuellen Welt zu sein und zur gleichen Zeit in beiden zu existieren, stehen gerade Jugendliche pausenlos unter Strom. Neben der eigenen Sinnsuche in sozialen Netzwerken ist vor allem die digitale Reproduktion und Inszenierung des Augenblicks entscheidend, um dazu zu gehören. Während früher mehr nach einem „Entweder-oder-Prinzip“ gelebt wurde, ist heute ein Leben im „Sowohl–als-Auch“ Teil der jugendlichen Entwicklung und notwendig für deren Bestreben und der Erwartung ständiger biografischer Selbstoptimierung. Dabei hat unsere Jugend zu viel Druck und zu wenig Freiräume, um sich tatsächlich selbst zu entdecken. Denn dazu braucht es in der realen Welt neben allem Positiven auch das aktive Erleben von Risiko und Abenteuer sowie Herausforderungen, um an diesen zu reifen. Nicht die Technik und Hardware geben derzeit Anlass zur Sorge, sondern viel mehr die fehlende Begleitung bei der sinnvollen Nutzung derselben. Ein Smartphone ist Macht – und ein Umgang mit dieser und den Möglichen Inhalten muss erlernt werden.
Mit Blick auf all das und die Tatsache, dass die Digitalisierung alle Altersstufen betrifft, ist sich Peter Holnick sicher, dass es von existenzieller Bedeutung ist, dass wir mehr Sprechen – aktiv, miteinander und im Austausch über das, was wir mit der stetig voranschreitenden Technik erleben. Denn nur über die Begegnung und die Fragen, die dabei entstehen, wird der Grundstein für ein kritisches Verständnis der virtuellen Welt gelegt, welche in ihren Inhalten immer wieder hinterfragt und geprüft werden sollte. Für diese neue und sich schnell entwickelnde Lebenswelt gibt es noch keine Muster, Rituale oder eine definierte Kultur, auf welche sich verständigt wurde. Umso wichtiger wird es, vielleicht ein zweites Zeitalter der (digitalen) Aufklärung einzuleiten – einer Aufklärung die mit Menschen zu tun hat, mit gelebten Werten, die es zu erhalten gilt und die aufzeigt, wie das „Jetzt“ mit der Technik so verbunden werden kann, dass das Emotionale und die individuelle Ansprache nicht alleine der virtuellen Welt überlassen wird.
Der gelungene Abend endete mit einer regen Diskussionsrunde rund um die angesprochenen Inhalte und dem Gefühl das es noch viel zu tun gibt – real und virtuell.
Dies wird Netw@ys gleich zu Beginn des kommenden Jahres in einer weiteren Veranstaltung aufgreifen. Schülerinnen und Schüler der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg a. d. Fulda werden am 05.02.2019 interessierten Seniorinnen und Senioren in der Schule in kurzen, praxisorientierten Arbeitseinheiten Antworten und Anregungen zum Thema
„Sicher unterwegs im Internet, am PC und mit dem Handy“ bieten. Die Teilnahme ist kostenlos – weitere Informationen hierzu gibt es im Medienzentrum Rotenburg a. d. Fulda unter der Rufnummer 06623-8178000 oder per Mail an netways@hef-rof.de!
Zum Hintergrund: „Netw@ys“ ist ein offenes Netzwerk von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Institutionen und Fachbereichen, das sich 2013 zum gemeinsamen Thema Medienkompetenz im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gegründet hat. Ziel ist eine konstruktiv und präventiv ausgerichtete medienpädagogische Arbeit auf lange Sicht.
Zu „Netw@ys“ gehören: Deutscher Kinderschutzbund KV Hersfeld-Rotenburg, Fachschule für Sozialpädagogik Heimboldshausen, Fachstelle Suchtprävention (Zweckverband für Diakonie in den Kirchenkreisen Hersfeld und Rotenburg), Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen, Kinder-, Jugend- und Familienförderung Hersfeld-Rotenburg, Medienzentrum Hersfeld-Rotenburg, Netzwerk gegen Gewalt Hessen, Polizeipräsidium Osthessen, Schule machen ohne Gewalt (SMOG) e.V., Staatliches Schulamt für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg und den Werra-Meißner-Kreis.
Weitere Infos: www.netways.hef-rof.de
netw@ys