AUS DER HERSFELDER ZEITUNG VON LAURA HELLWIG
Bad Hersfeld – Die Anschläge in Halle und Hanau, der Mord an Walter Lübcke – Ereignisse wie diese zeigen die Aktualität und Brutalität der rechtsextremen Szene in Deutschland auf. Dieser Thematik widmen sich derzeit die Gesamtschule Geistal und die Modellschule Obersberg. An je einem Abend zeigten die Schulen, in Zusammenarbeit mit SMOG, dem Polizeipräsidium Osthessen und dem Aussteigerprogramm IKARus, in diesem Kontext den Film „Blut muss fließen…“ von Regisseur Peter Ohlendorf.
Ziel der Veranstaltung, zu der Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Geistal sowie Eltern und andere Gäste gekommen waren, sollte es sein, einen Austausch zwischen jungen Menschen und Extremismus-Experten herzustellen, sagte Erwin Maisch, Vorsitzender von SMOG und ehemaliger Polizist.
Der Film „Blut muss fließen…“ wurde erstmals 2012 auf der Berlinale gezeigt. Darin gibt ein Journalist undercover Einblicke in die rechtsextreme Szene in Deutschland. Neben Besuchen von Rechts-Rock-Konzerten spricht der Journalist mit Experten, Politikern und anderen Akteuren. Dabei spart er nicht an Kritik an staatlichen Behörden. Auch in der Stadt Kirtorf im Vogelsbergkreis sind Aufnahmen mit versteckter Kamera entstanden. Der zehn Jahre alte Film habe nicht an Aktualität eingebüßt, stellte Christian Diegelmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Polizeipräsidium Osthessen, auf Nachfrage eines Schülers fest. „Wir haben heute noch mit dem gleichen Klientel und den gleichen Ideologien zu tun“, sagt er. Auch der Rechts-Rock sei nach wie vor der wichtigste Bestandteil der Szene und die bedeutendste Einnahmequelle, so Diegelmann. Weitere Fragen im Nachgang des Films drehten sich um die Menschen, die sich der rechtsextremen Szene zuwenden beziehungsweise wieder daraus flüchten wollen. Dies seien laut Gerd Ochs vom Aussteigerprogramm IKARus zuerst Menschen, die im privaten als Versager abgestempelt würden und später deshalb nach Anerkennung in diesen Kreisen suchen. Einigen werde aber irgendwann bewusst, dass diese scheinbar ideale Welt nicht real ist. Weitere Fragen zum Film und der Thematik Rechtsextremismus arbeiten die Schülerinnen und Schüler im Unterricht auf.